Kreativität findet sich überall – Schüler/innen der CBS halten die Augen offen!
Kreativität ist in Zeiten von Pandemie und Lockdown wichtiger denn je. Man muss sich mit einigen Fragen auseinandersetzen und Alternativen überlegen für Dinge und Tätigkeiten, die im Moment nicht möglich sind. Verschiebt man einen Geburtstag, feiert man zu zweit oder mit der ganzen Familie in einem Video-Call? Holt man sich im Restaurant ein Gericht für zu Hause ab oder entdeckt man neue Rezepte in vielleicht längst vergessenen Kochbüchern? Lässt man die Haare wuchern oder wagt man sich an den Selbstversuch?
Auch der „ganz normale“ Unterricht ist für viele Schülerinnen und Schüler leider noch immer nicht möglich und so werden von ihnen, ihren Eltern und ihren Lehrerinnen und Lehrern nach kreativen Lösungen gesucht, um den digitalen Distanzunterricht so lehrreich wie möglich zu gestalten.
In diesem Abenteuer setzt man sich mit neuen Programmen und digitalen Lernplattformen auseinander, macht Kennenlernspiele vor der Web-Cam, um die Scheu vor der Kamera zu verlieren, dreht und schaut You-Tube Videos, und wird zwangsweise zu einem Organisationstalent von Online-Meetings, Abgabeterminen und verschiedensten Wegen zur Informationsbeschaffung.
Wahrlich klappt es nicht immer, denn die parallele Ausübung der Berufstätigkeit der Eltern am Arbeitsplatz oder im Homeoffice, des Distanzunterrichts alleine am Schreibtisch und die Bewältigung aller Tücken der Technik ist an sich schon eine riesige Herausforderung beim Absolvieren der Aufgaben für die Hauptfächer.
Hinzu kommt noch die Motivation – die, solange sie vorhanden ist, nicht mit Gold aufgewogen werden kann. Sollte die Motivation jedoch schwinden, kann sich jeder Absatz eines Textes wie ein kompletter Roman anfühlen, verwandeln sich alle Rechnungen in Mathe plötzlich in sumerische Schriftzeichen und man versteht gar nichts mehr.
In diesem Fall denken sich viele Schülerinnen und Schüler: „Als ob man mit Englisch, Deutsch und Mathe nicht schon genug zu schaffen hat, geben die Lehrer/innen auch noch Aufgaben für Nebenfächer auf – haben die nichts Besseres zu tun?“
Und genau an dieser Stelle kommt die Kreativität ins Spiel. Denn sie verwandelt trockene Fakten über Verbundstoffe in sich bewegende, die Farbe wechselndeKlopapierwürmer. Sie macht aus einem Waldstück einen Ort für coronagerechte Bewegungseinheiten und aus dem heimischen Garten einen Ninja-Parcours. Kreativität lässt Kinder und Jugendliche zu Regisseuren der eigenen Erklärvideos für ihre Mitschüler/innen werden, gibt noch genug Energie, um an freiwilligen Wettbewerben teilzunehmen und verwandelt die eigene Einrichtung in Unterrichtsmaterial.
Besondere Kreativität bewiesen in den vergangenen Wochen auch viele Schülerinnen und Schüler der Carl-Bantzer-Schule im digitalen Kunstunterricht. In diesem vorwiegend visuell ausgelegten Fach, ohne ausgedruckte Arbeitsblätter und ohne den Rückgriff auf den reich bestückten Materialraum der Carl-Bantzer-Schule, mussten die Kinder für das Bearbeiten der Aufgaben aufmerksam ihr Umfeld betrachten und die Augen offenhalten. Auf ein Lehrbuch konnten die Schülerinnen und Schüler auch nicht zurückgreifen, da kein Exemplar inhaltlich flexibel genug für die Arbeit mit den Galerien und Ausstellungen an der CBS ist.
Trotz all dieser erschwerenden Faktoren hätten viele der Arbeitsergebnisse den einstigen Kunstprofessor und Namensgeber der Schule Carl Bantzer vor Freude aufjubeln lassen.
Zum Beispiel haben sich einige Klassen des Jahrgangs 7 mit Kunstwerken aus Alltagsgegenständen beschäftigt und rätselten u.a. über Meret Oppenheims „Kindermädchen“ und ihrem „Frühstück im Pelz“. Sie besuchten eine Online- Ausstellung von Christoph Niemann und griffen die Idee seiner „Sunday Sketches“ auf, um mit wenig Material aber umso mehr Kreativität und Ideenreichtum Kunstwerke zu erschaffen.
Die Jugendlichen ergänzten dabei Alltagsgegenstände mit einfachen Zeichenelementen zu komplett neuen Motiven und arbeiteten sogar die Schatten der Gegenstände ein. Außerdem beschäftigten sie sich mit den Bildwelten von Jane Perkins, die aus unzähligen kleinen Perlen, Plastikfiguren, Knöpfen und Ähnlichem realistisch aussehende Bilder zusammenklebt. Die Schülerinnen und Schüler vereinfachten die Motivwahl der Künsterlin und kreierten so eigene Materialcollagen.
Einige Klassen des Jahrgangs 6 haben sich mit Ursus Wehrli beschäftigt. Der schweizer Künstler, der schon bei der „Sendung mit der Maus“ für Ordnung in Kunstwerken sorgte, half den Schülerinnen und Schülern mit seinen Gestaltungskriterien die Inhalte ihrer Federmäppchen in einem ganz anderen Licht zu sehen. Wehrlis preisgekröntes Memory „Die Kunst aufzuräumen“ inspirierte die Kinder, weitere Aufräum-Pärchen in ihrem Umfeld zu finden und für ein eigenes Memory zu fotografieren.
Vincent van Gogh sagte einmal, dass die Normalität wie eine gepflasterte Straße sei, auf der man zwar gut laufen könne, wo aber leider keine Blumen wachsen würden. Getreu dieser Aussage findet sich Kreativität selbst im Lockdown überall, man muss nur die Augen offenhalten und ab und zu den Blickwinkel ändern, um selbst aufzublühen.